Vor einem Jahr bin ich in München angekommen. Das erste mal komplett alleine wohnen, nach einer zweijährigen Wanderschaft von Freund zu Freund. Ich hab mich gefreut. Endlich meine Ruhe. Endlich ein Platz nur für mich.
Doch dann kam die Ernüchterung. Die weißen Wände waren viel zu kalt, der Raum für mich alleine viel zu leer. Allein in dieser großen Stadt in der ich keinen Menschen kannte. Die Abende an denen mein Freund mal nicht da war saß ich im Bett und habe geweint. Ich will mich garnicht mehr zurück erinnern... ich war einsam, verloren in dieser Stadt in der man seine Nachbarn nicht kennt und sich nicht auf der Straße grüßt. Rausgehen? Menschen kennen lernen? Garnicht so einfach komplett ohne Anschluss.
Nach 8 Monaten mehr Tief als Hoch hat sich das Schicksal wohl endlich eines Besseren besonnen. Ich habe zufällig meine Beste-Freundinn-Vor-15-jahren wieder getroffen. Verrückte Geschichte, eigentlich kaum zu glauben aber das würde jetzt den Ramen sprengen. Durch sie lernte ich auch eine weitere sehr liebe Freundinn und andere nette Menschen kennen. Man könnte so ziemlich sagen das hat mich gerettet.
Jetzt wird es langsam meine Stadt, ich habe "meinen" Chinesen, meine Freunde, Menschen die mir wichtig sind, ich liebe meinen kleinen Balkon auf dem sich Abends wunderbar ein Hugo genießen lässt.
Ich liebe die Vielfalt hier, die kleinen Läden in Schwabing, die ständig wechselnden Kuriositäten und Veranstalltungen. Die Parks.
Ich liebe meine Wohnung, mit deren Einrichtung ich wohl nie zufrieden sein werde, aber die mittlerweile einfach ein lieb gewonnener Teil von mir ist. Mein kleines Schloss.
Natürlich gibt es immer noch diese Abende an denen ich alleine daheim sitze und mir verloren vorkomme aber sie gehen vorbei, es wird besser.
Und ich sehe herab auf meine Straße und bin ... daheim.
